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Über Feuerbestattung


Die Autorin

Dr. Silke Kral

Dr. phil., M.A., Kulturwissenschaftlerin/

Leiterin des „Wilhelm Ostwald Park Großbothen, Gerda und Klaus Tschira Stiftung“, Museums- und Tagungsstätte in Sachsen
 

Nach dem Studium der Volkskunde, Germanistik und Neueren und Neuesten Geschichte in Freiburg i.Br. wissenschaftliches Museumsvolontariat. Promotion an der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel. Professionelle Projektentwicklung, Projektorganisation und Projektbegleitung für Museen, Wirtschaft und Industrie, Verlag und Rundfunk. Seit 2006 Organisation verschiedener Veranstaltungen zu Sterben, Tod, Trauer und Abschied nehmen; Veröffentlichungen und Vorträge.

Statistische Betrachtung
Gegenwärtig lassen sich 50-75% der in den deutschen Städten lebenden Menschen einäschern. Dem gegenübergestellt käme eine Feuerbestattung für ein Viertel der Bundesbürger und -bürgerinnen grundsätzlich nicht in Frage. Eine wesentliche Überlegung für die Feuerbestattung ist in erster Linie der Faktor Geld: Erheblich sind einerseits die niedrigeren Kosten für ein Urnengrab und andererseits die Folgekosten dieser Grabform – im Vergleich zu einem traditionellen Erd- bzw. Reihengrab. Dazu gesellen sich traditionell betrachtet sowohl ästhetische als auch hygienische Gesichtspunkte.

 

In hygienischer Hinsicht z. B. galt die Verbrennung schon immer als sauber. Die Schadstoffbelastung im Boden wird – im Vergleich zur Verwesung des Leichnams nach einer Erdbestattung – von Experten als geringer eingestuft. In der Vergangenheit war die Zahl der Feuerbestattungen in Deutschland kontinuierlich angestiegen. Wurden 1950 in den Alten Bundesländern 7,5% aller Verstorbenen eingeäschert, waren es dort im Jahr 1999 bereits 31,8%. Zur gleichen Zeit betrug der Anteil der Einäscherungen im gesamten Bundesgebiet 40,3%. Diese Zahl kam durch den in den Neuen Bundesländern erheblich höheren Anteil an Einäscherungen von 75,3% zustande. Noch 1993 hatte die Anzahl der Einäscherungen in den Neuen Bundesländern 54,7% betragen. 39,1% der positiv Befragten würden das Krematorium vor Ort nutzen. Aus Kostenersparnissen (14,9%), aufgrund des besseren Services (7,2%) oder wegen einer möglichen Aushändigung der Urne an die Angehörigen (7%) würden 29,1% einer Überführung des Verstorbenen in ein ortsfremdes Krematorium zustimmen.

 

Da kommunale Krematorien unter öffentlich-rechtlicher Aufsicht auch privat-gewerblich betrieben werden, enden die Statistiken für das Bundesgebiet nach 1999. Die heute unterschiedlichen Einäscherungsquoten in den deutschen Städten machen sich an den unterschiedlichen religiösen Traditionen fest. Viele der Betreiber bemühen sich, die für Trauernde seit Jahrzehnten bestehende räumliche Trennung zwischen technischem Trakt und Feierhalle aufzuheben. Insbesondere in den neuen Krematoriums-Bauten wird über die Architektur der technische Ablauf in die Trauerzeremonie hinein geholt. So können die Hinterbliebenen der Einäscherung auf Wunsch beiwohnen.