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Buchvorstellung „Die Schuhe meines Vaters”

Wie kann man den Vater gehen lassen, wenn man den Zeitpunkt selbst bestimmen muss?


Im Sommer 2018 kommt der Vater von Andreas Schäfer zu Besuch nach Berlin. Kurz zuvor hat er erfahren, dass ein vor langer Zeit überwundener Krebs zurückgekehrt ist, doch Beschwerden hat er keine. Er geht in die Oper, unternimmt einen Ausflug ans Meer, sitzt auf dem Sofa des Sohnes und sagt verwundert: „Dass da was ist!” Aber was? Was ist da im Kopf des Vaters? Er fährt nach Frankfurt zurück, wo er seit der Trennung von der griechischen Mutter vor Jahrzehnten allein lebt. Auch zur Biopsie geht er allein, als wollte er sein Einzelkämpferleben erst im letztmöglichen Moment aufgeben.

Am Tag der Untersuchung meldet sich der Oberarzt der Neurochirurgie und teilt dem Sohn mit, dass der Vater eine Hirnblutung erlitten habe: „Ihr Vater wird sterben”, sagt er. „Er liegt im künstlichen Koma. Sie müssen entscheiden, wann wir die Maschinen abstellen.”

Wie damit umgehen, wenn einem das Leben des eigenen Vaters in die Hände gelegt wird? Wie sich verabschieden, wenn man den Zeitpunkt selbst bestimmen soll?

„Die Schuhe meines Vaters” ist ein ebenso erschütterndes wie zu Herzen gehendes Buch über Väter und Söhne und die unerwarteten Wege der Trauer. Aufrichtig, poetisch und einfühlsam erzählt Andreas Schäfer vom eigenen Schockzustand – vor allem aber nähert er sich dem Vater, dem leidenschaftlich gern Reisenden, dem Kriegstraumatisierten, glücksgewillt und verloren zugleich, und ihrem besonderen, nicht immer einfachen Verhältnis.

Ein Buch über Abschied, Trauer, die Beziehung zum eigenen Vater und dessen Einfluss auf das eigene Leben und Handeln.

Die Schuhe meines Vaters: Erschienen am 19.7.2022 im Dumont Verlag
, Preis 22,- Euro

 

 

Andreas Schäfer
Foto: © Mirella Weingarten
Andreas Schäfer wurde 1969 in Hamburg geboren, wuchs bei Frankfurt/Main auf und lebt heute mit seiner Familie in Berlin. Er schreibt Romane, Essays, Libretti und Radiofeatures. Sein Debüt „Auf dem Weg nach Messara” wurde u.a. mit dem Bremer Literaturförderpreis ausgezeichnet. Es folgten die Romane „Wir vier” (DuMont 2010), der für den Deutschen Buchpreis nominiert war und mit dem Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet wurde, „Gesichter” (DuMont 2013) und zuletzt der Spiegel-Bestseller „Das Gartenzimmer” (DuMont 2020).