Der Einfluss von Algorithmen und künstlicher Intelligenz auf die Arbeit stand im Mittelpunkt eines Berichts, der Ende letzten Jahres dem niederländischen Parlament vorgelegt wurde. Die Ergebnisse
waren beunruhigend. Die digitalen Werkzeuge, die eigentlich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unterstützen sollten, drohen in Wirklichkeit, sie zu Robotern zu machen.
Die Nachfrage nach Überwachungssoftware ist groß. Das liegt zum einen am coronabedingten Arbeiten im Homeoffice und zum anderen am Bedürfnis der Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter auch außerhalb ihrer
Firmenanlagen zu kontrollieren. Diese Überwachung kann sehr weit gehen. Es gibt Arbeitgeber, die ab und zu einen Screenshot machen, um zu sehen, welche Fenster geöffnet sind. Auch Tastenanschläge
und Pinkel-/Kaffeepausen werden aufgezeichnet. Dem Bericht zufolge können bestimmte Tools sensible Daten sammeln, darunter Standort, Bewegungsmuster, Gesichtsausdrücke und sogar psychische und
körperliche Merkmale. Es ist klar, dass dies einen großen Druck auf die intimsten Bereiche der Privatsphäre von Mitarbeitern ausübt.
In der Bestattungsbranche stirbt die Menschlichkeit nicht aus.
Auch in der Bestattungsbranche beschleunigt sich die Digitalisierung. Im Gegensatz zu jenen Branchen aber, die von Technik und Verwaltung gekennzeichnet sind, gehört diese Branche zu den wenigen, bei denen es noch Bereiche gibt, die nicht von einem Algorithmus oder einer künstlichen Intelligenz erfasst werden können.
Bei Bestattungsunternehmen wird das Vertrauensverhältnis und der persönliche Kontakt zu den Angehörigen weiterhin im Mittelpunkt stehen. Es ist schwer vorstellbar, dass in den emotionalsten und traurigsten Momenten Trauernde von einem digitalen Roboter besucht werden.
Und wie ist in diesem Zusammenhang die Situation von Krematorien?
Der computergesteuerte Einäscherungsprozess lässt auch die Kontrolle der menschlichen Arbeitsleistung zu. Kann es sogar so weit gehen, dass die psychische und physische Verfassung des Menschen, der den Sarg vom Kühlraum in den Ofen transportiert, erfasst und ausgewertet wird? Ist er/sie innerlich beteiligt, indem er das individuelle Leben und die Würde des/der Verstorbenen berücksichtigt oder ist er abgestumpft und handelt selbst ohne Einfluss der Digitalisierung roboterhaft? Ist sein/ihr seelischer und körperlicher Zustand stabil oder gefährdet?
Es empfiehlt sich, die Digitalisierung unter mehreren Aspekten in ihrem jeweiligen Umfeld zu betrachten un die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
VanKwint
Bezug: Bericht aus dem Fachmagazin „Uitvaart“